Seit Inkrafttreten der Polizeiverordnung über das Halten gefährlicher Hunde im Jahre 2000, müssen als gefährlich eingestufte Hunde und auch die sogenannten Kampf- oder Listenhunde einen Verhaltenstest ablegen, der vom Veterinäramt und der Polizeihundestaffel durchgeführt wird.
Auch wir müssen in unserem Tierheim Listenhunde aufnehmen und betreuen, die oftmals noch keinen Wesenstest besitzen. Seit 22 Jahren bereitet Ulla Westermann vom PHC Knielingen unsere Tierheimschützlinge auf diesen Verhaltenstest vor, denn erst nach erfolgreich abgelegtem Verhaltenstest dürfen unsere Hunde in ein neues Zuhause vermittelt werden. Für die Ausbildung der Hunde steht Ulla ein Team aus Ehrenamtlichen und Mitarbeitern zur Seite, die viel Zeit und Geduld investieren, um die Hunde auf den Wesenstest vorzubereiten.
Konkret bedeutet das für Ulla und ihr Team: Jeden Samstagmorgen früh aufstehen, 5 – 6 Hunde im Tierheim abholen, zum Trainingsplatz des PHCs fahren, fleißig trainieren und danach die Vierbeiner wieder zurück ins Tierheim bringen.
Oftmals kommen unsere Schützlinge aus sehr schlechten Haltungsbedingungen oder hatten tatsächlich Beißvorfälle, daher ist es notwendig das Training langsam anzugehen und den Tieren zu Anfang nicht zu viel abzufordern.
Ein gezieltes Training erfolgt daher erst, wenn die Hunde Vertrauen zu ihrem Hundeführer aufgebaut haben. Zu Anfang wird oftmals nur das Trainingsgelände abgelaufen, erkundet und ggf. ein wenig gespielt. Fühlt sich der Hund irgendwann sicher und wohl, wird mit dem eigentlichen Training begonnen. Grundgehorsamsübungen, Ohren und Zähne anschauen, Chip auslesen und das Stehen auf einem Tisch, welches dem Tierarztbesuch nachempfunden ist, wird langsam aber stetig geübt und natürlich mit Leckerchen belohnt. Auch Alltagssituationen werden nachgestellt: Vorbeifahrende Fahrradfahrer, ein vorbeirollender Ball, ein sich öffnender Regenschirm, bellende Hunde und Männer mit seltsamen Mänteln und Hüten die vorbeilaufen, sollen die Hunde möglichst nicht aus der Ruhe bringen. Auch das ruhige Durchlaufen einer Menschengruppe wird trainiert und müssen die Hunde souverän meistern.
Nach den „Trainingseinheiten“ wird zur Entspannung ein Gassigang abseits des Trainingsgeländes absolviert und natürlich dürfen die Hunde auf dem sicher umzäunten Übungsgelände auch mal ohne Leine laufen und sich so richtig austoben. Es werden aber auch Hunde mitgenommen, die nicht mehr vermittelt werden können und ihren Lebensabend bei uns verbringen. Auch sie dürfen toben, über Hindernisse springen oder Suchspiele absolvieren. So stellen wir sicher, dass die Hunde ein wenig Abwechslung vom Tierheimalltag bekommen.
Aufgrund des hohen Spaß- und positiven Belohnungsfaktors freuen sich unsere Hunde besonders überschwänglich, wenn sie samstags in den Tierheimsprinter oder in die Privatautos einsteigen dürfen.
Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass die Ausbildung der Hunde oftmals viele Monate andauern kann. Die Hunde müssen erst schwierige Situationen souverän meistern, bevor sie zum Verhaltenstest angemeldet werden können. Doch das Engagement aller Beteiligten zahlt sich aus: So können wir stolz verkünden, dass alle von Ulla ausgebildeten Hunde den Test souverän abgelegt und bestanden haben.
Für alle Beteiligten ein besonders schöner Moment, der nur noch dadurch getoppt werden kann, wenn ein Schützling in ein neues Zuhause vermittelt wird. Ist das doch der Lohn für das frühe Aufstehen, die investierte Zeit und das Training bei Wind und Wetter.
Wir danken Ulla Westermann und dem PHC Knielingen für die jahrzehntelange und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Auch das uns das Gelände für unsere Schützlinge zur Verfügung gestellt wird ist keine Selbstverständlichkeit, daher bedanken wir uns auch dafür recht herzlich.
Verwendung des Textes und Bilder mit freundlicher Genehmigung von Marion Grünbacher – Herzlichen Dank :-)